The WRITINGS of ISRAEL SHAMIR
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Eckstein der Gewalt

(Cornerstone of Violence)

(Dieses Essay wurde im August 2001 geschrieben)

I

Während die F-16s die Städte Palästinas bombardieren und junge Männer ihr Leben und das Leben anderer opfern, schreibt Martin Indyk in der New York Times, dass “die Gewalt zunimmt”[1]. Die BBC und CNN stimmen wie ein griechischer Chor mit ein und wiederholen brav, was Indyk sagt und berichten über die “Gewalt in Palästina”. Bush fleht von seinem Olymp herab “den Teufelskreis der Gewalt zu beenden”. Diese gesichts-und grundlose “Gewalt” sollte wahrscheinlich gross geschrieben werden wie der “Zorn” in der ersten Zeile der Ilias.

Dieses ewige Gedicht beginnt mit dem Ruf danach, “den Zorn, oh Göttin, des Peleiaden Achilleus” zu besingen. In der Welt Homers ist “Zorn” (oder “Wut”, “Krieg”, “Liebe”, “Hoffnung”) eine personifizierte Eigenschaft. Heutzutage haben wir Tendenz dazu, einen “zornigen Achilles” oder einen “gewalttätigen Ehemann” zu sehen, anstatt den Zorn oder die Gewalt per se. Ausser, der Gewalttäter ist der jüdische Staat. In diesem Fall kehren wir wieder zur homerischen Auffassung der Gewalt als “selbständiges Wesen” zurück und vergessen, dass Gewalt eine gemeine menschliche Eigenschaft ist. Die Menschen diskutieren ernsthaft darüber, wie man mit der Gewalt “umgehen soll” um Frieden zu schaffen.

In der Wirklichkeit verhält sich die Gewalt nicht wie das Wetter. Wir können im allgemeinen den gewalttätigen Faktor nach einer Tat identifizieren. So war es als der “Mitchell Prozess” eingeführt wurde und die Quote der täglichen Toten langsam sank. Die jüdischen Fundamentalisten legten den Eckstein für den Dritten Tempel und die Armee folgte mit einer Welle von Ermordungen in Nablus und Ramallah. Scharons Mörder stoppten ihre Mordorgie erst, als ein Selbstmordattentäter gewillt war, darauf zu reagieren.

Dies war kein Zufall. Die jüdischen Eliten, in Israel sowie in Amerika, wollen, dass der palästinensische Aufstand weitergeht. Sie wollen keinen Frieden, sondern eine schwache Konfliktsituation. Ein Krieg mit den Palästinensern ermöglicht es den israelischen Führern, den Zusammenhalt ihrer heterogenen Gemeinden aufrechtzuerhalten und zu verhindern, dass sie sich gegenseitig an die Gurgel gehen. Ein noch wichtigerer Punkt: der Krieg ermöglicht es den jüdischen Anführern auf der ganzen Welt ihre ehrgeizige Aufgabe weiterzuführen, nämlich das Weltjudentum wiederzubeleben, ein veraltetes Konstrukt aus dem Mittelalter. Darum hat es keinen Sinn gegen “Gewalt” oder für “Frieden” zu sprechen. Solange der übermächtige jüdische Staat existiert, wird er für Gewalt sorgen und Frieden vermeiden zu wissen.

Die kürzlichen Ermordungen sollten auch dazu dienen, die Provokation der Grundsteinlegung unter einem Haufen Leichen zu verbergen. Die Bedeutung dieser obskuren Zeremonie wurde durch die Massenmedien noch weiter verschleiert und jegliche Bezugnahme zu dieser Aktion löste sich mysteriöserweise in Luft auf. Reuters berichtete zum Beispiel am 3. August 2001: “Die israelische Polizei stürmte den Tempelberg, von den Moslems verehrt als Al-Haram Al-Sharif, nachdem Palästinenser Juden, die an der westlichen Mauer unterhalb beteten, mit Steinen beworfen hatten”.

II

Warum sollten die Palästinenser plötzlich damit beginnen, die Juden zu steinigen? Die Geschichte der Grundsteinlegung wurde ausgelassen und der durchschnittliche Amerikaner oder Europäer blieb mit dem Eindruck zurück, dass die “wilden” Moslems friedliche, betende Juden aus purer Bosheit angegriffen hatten. In diesem Punkt war die Einstimmigkeit der englischsprechenden Medien erschreckend. Die BBC, die einst objektiver war als amerikanische Nachrichtennetzwerke, schloss die Lücke. Sie berichtete von “israelischen Soldaten, die in die Moscheen eindrangen, als Gegenreaktion auf die muslimischen Steinewerfer”; der Bezug auf die Legung des Ecksteins kam ganz am Schluss des Berichts. Es erscheint nun so, als ob die Ausstrahlung des BBC Dokumentarfilms über Scharon eine einzelne mutige Aktion gewesen sei, die sich so bald nicht wiederholen dürfte.

Die amerikanischen Sendernetze sind durch und durch konsistent in ihrer Berichterstattung. Sie vermarkten die israelische Linie ohne zu zögern. Darum werden wir die Details der eigenartigen und bereits vergessenen Geschichte über den Eckstein wieder aufdecken. Diese Geschichte gehörte nicht zur durchschnittlichen israelischen Provokation. Sie erinnert an die schwarzmagischen Zauberformeln von Pulsa diNura, der kabbalistischen Formel, die beim Premierminister Yitzhak Rabin angewandt wurde. 1995 berichteten die israelischen Medien von einer Zusammenkunft wichtiger Kabbalisten, die böse Geister beschworen und sie darum anriefen, das Leben des Premierministers auszulöschen. Kurze Zeit später wurde Rabin von einem jüdischen religiösen Fanatiker getötet. Ein Organisator der Pulsa diNura Zeremonie wurde vom israelischen Gericht zu einer Gefängnisstrafe verurteilt wegen Anstiftung zum Mord. Sie müssen nicht an schwarze Magie glauben, um die Logik des Richters zu verstehen.

Um die Idee hinter der Legung des Grundsteins zu verstehen, stellen Sie sich folgendes vor: Sie wachen an einem wunderschönen Sonntag Morgen in ihrem Vorstadthaus auf, trinken Ihren Kaffee und machen sich auf den Weg zu Ihrer Kirche. Dort treffen Sie auf einen Tumult. Vor der Kirche schickt sich eine Gruppe Männer, schwer beschützt durch bewaffnete Soldaten und Polizei, dazu an, eine grosse Plakatwand zu installieren. Auf dieser steht geschrieben: “Hier entsteht im Jahre 2001 eine Synagoge”. Im Hintergrund röhren Bulldozer und dröhnt die Stimme eines Rabbis aus dem Lautsprecher, der die neue Synagoge segnet. Sie würden sich wahrscheinlich genauso hysterisch fühlen, wie die Hauptfigur in dem Buch Per Anhalter durch die Galaxis. Ersetzen Sie im Geiste Ihre Gemeindekirche durch den Petersdom oder die Heilige Grabstätte und Sie werden die Gefühle der Einwohner Jerusalems verstehen.

Obwohl die Tempelberg Loyalisten, die Gruppe, die diese magische Zeremonie durchführte, klein und marginal ist, kann man dies nicht über die Autorität sagen, die ihnen grünes Licht für diese Aktion gegeben hat. Das Hohe Gericht, die höchste jüdische gesetzliche Autorität, erlaubte ihnen, diese Aktion an einem vielversprechendem Datum durchzuführen, dem 9. Tag des Mondmonats Ab, mit all seiner mysthischen Bedeutung.

Alle Macht des jüdischen Staates, auch die der tausenden Polizisten und Soldaten, wurde mobilisiert, um die Zeremonie zu ermöglichen. Darum kann man die markige Loyalistenbande mit dem spitzen dünnen Ende des Stocherinstruments des Zahnarztes vergleichen, mit dem er tief in den Zahn hineinstösst, um zu überprüfen, ob der Nerv abgestorben ist.

Die Ergebnisse dieser schmerzvollen Untersuchung waren eindeutig. Der Nerv war offensichtlich nicht tot und die schnelle Mobilisierung der Palästinenser zwang die Juden dazu, die Route der Prozession der Loyalisten zu ändern. Die Zeremonie fand ausserhalb der Altstadt statt, etwas früher als geplant. Sie dauerte nur einige Minuten und der Stein wurde an seinen üblichen Platz zurückgebracht, in den tiefen beschützenden Schatten des amerikanischen Konsulats. Dieser Stoss mit dem Stocher erzeugte einen stechenden Schmerz und die vorhersehbare Antwort der Jerusalemer; danach kam der hinterhältige Angriff der Polizei auf die Gläubigen in der Moschee, der von dem jungen amerikanischen Mädchen Rebecca Elswitt sehr gut beschrieben wurde[2]. Was war der Grund für die ganze Aufregung? Warum wagten es die palästinensischen Kinder, die Grenzpolizei zu konfrontieren trotz deren allseits bekannter Brutalität? Warum ist der Eckstein so wichtig?

III

Viele Juden und ihre christlich-zionistischen Alliierten glauben, dass die kostbare Schönheit von Al-Haram al-Sharif und der Moscheen Jerusalems aus dem 7. Jahrhundert zerstört werden sollte, um auf ihren Ruinen einen jüdischen Tempel zu erbauen. Nicht etwa, um dort zu beten, da das traditionelle Judentum es verbietet, am Berg des Herrn zu rühren. Mysthisch denkende Juden glauben, dass diese Tat die jüdische Dominanz der Welt vollenden und irreversibel machen würde. Dieser Glaube ist nicht die exklusive Domäne von Spinnern und Freaks, oder etwa nur von Zionisten, sondern es ist eine ziemlich weitverbreitete Überzeugung.

Die westlichen Massenmedien präsentieren den Konflikt meistens als “Moslems gegen Juden”. Doch der Konflikt aus Sicht dieser Juden besteht eher in “Juden gegen Nichtjuden” oder “Jakob gegen Edom”. Ihrer Ansicht nach ist der Tempelberg ein magischer Ring der Macht, eine Macht, die sie übernehmen sollen, wenn die Zeit gekommen ist. Genau wie der Ring in Tolkiens Herr der Ringe (der britische Professor war ein sehr gelehrter Mann), soll er den Messias hervorbringen.

Für die jüdischen Mystiker ist der Messias der Juden nicht der christliche Messias, ein sanfter Jesus mit einer Botschaft für die ganze Menschheit. Der Messias der Juden würde die Nationen der Erde für immer zu Sklaven machen und das Auserwählte Volk zu den Herrschern des Universums. Ihr Messias, der Obersklaventreiber der Erdnationen, wird von den Kirchenvätern, die sehr wohl die jüdische Doktrine kennen, “Antichrist” genannt.

Nun, da die Milleniumzahl auf unserem kosmischen Taxometer von eins auf zwei wechselte, kommen viele Menschen auf apokalyptische Gedanken. Dies ist nicht das erste Mal, dass ein paar Juden von der Weltdominanz und dem ewigen Königreich des Antichristen träumen. Doch jetzt besitzen sie Atomwaffen, die neuesten Jets und Kampfschiffe, enormen Reichtum, die blinde Unterstützung der USA, Zehntausende willige “christlich-zionistische” Sklaven und ein weitverwobenes Netzwerk aus zahmen und gehorsamen internationalen Medien.

Vor zehn Jahren schrieb der führende israelische Journalist Nahum Barnea in der Zeitung Yediot Aharonot: “Der jüdische Einfluss auf die amerikanische Aussenpolitik stieg in den 70er und 80er Jahren enorm an. Dank dieses Einflusses wurde Israel zu einer der Hauptempfänger von Amerikas Auslandsunterstützung. Doch dieser Einfluss schuf auch Mythen. Dieser Mythos bringt uns zu den Protokollen der Weisen von Zion, ein Werk das behauptet, dass die Juden die Welt beherrschen. Diese Situation ist voller Ironie. Jahrzehntelang versuchten die Juden heftig, den Mythos der Protokolle abzuschütteln, behandelten ihn wie eine morbide Manifestation des Antisemitismus. Jetzt nutzen die Juden eben diesen Mythos zu ihrem Vorteil. Einige glauben sogar wirklich daran”. Israel Shahak kommentierte: “Die regierende Likud-Partei (nicht zu vergessen die extreme Rechte) glaubt fest an den Mythos (der jüdischen Dominanz der Welt und der Versklavung der Nichtjuden)”[3]. Diese Beobachtungen sollten jedoch korrigiert werden.

Die Juden haben die polemische Tradition Behauptungen ihrer Gegner zu übertreiben und so deren Widerlegung zu erleichtern. Niemand denkt, dass die Juden die Welt beherrschen: es wäre ein zu abschreckender Job. Die Frage ist, ob die Juden nach der Weltdominanz streben? Würden sie denn gerne die Welt beherrschen? Nun, einige würden das gerne während andere ihnen stillschweigend folgen würden.

Die führende israelische Tageszeitung Haaretz berichtete, dass Scharon, wie schon Barak vor ihm, die Zauberer der Kabbala heimlich um Rat frägt. Das ist gerade in Mode: ein Netz aus Kabbalaschulen, -kursen und -läden überzieht den ganzen jüdischen Staat. Das Heilige Land wird ihren Leitsätzen nach zum Ödland. Das ist kein Zufall. Die Kabbala wird dem Mystiker Simeon b. Yohai aus dem ersten Jahrhundert zugeschrieben, dessen bekannteste Maxime ist: “Zertretet den Kopf der besten Schlange, tötet den besten Nichtjuden”.

Dieses archaische Modell der Dominanz, des Genozids und der Versklavung verlangt nach archaischem religiösem Inhalt. Viele Israelis spüren das Wiederaufleben der alten Haltung des Hasses und der Dominanz. Die Wochenendbeilage des Haaretz veröffentlichte eine Kurzgeschichte. In dieser Geschichte versuchte ein amerikanischer Präsident sich den Anordnungen der Kabbalisten zu widersetzen und wird daraufhin von seinen Untergebenen abgesetzt. Die Juden sind dazu bestimmt, die Welt zu beherrschen, predigte Rabbi Leichtman, ein führender Kabbalist, in einem langen Artikel, der in der russisch-israelischen Zeitung Vesti abgedruckt wurde. In den Chaträumen im israelischen Internet kann man noch berauschenderes finden. Dort wird ein altes Gedicht von Uri Zvi Greenberg, einem verstorbenen hebräischen Dichter, zitiert, der zur Vernichtung der Nichtjuden aufrief. Greenberg beschränkte sich dabei nicht etwa auf die Palästinenser wie der verstorbene Menachem Begin oder auf die Araber, wie die höchste spirituelle Autorität in Israel, Rabbi Obadiah Joseph. Die Vernichtung Edoms, ein traditionelles Codewort für europäische und amerikanische Nichtjuden, erscheint als plausible Option in den fieberhaften Gehirnen der Kabbala Anhänger.

IV

Dieses Gefühl überträgt sich auch auf die jüdische Diaspora. Im Herzen der USA, in Atlanta, gab es neulich eine Debatte im jüdischen Gemeinschaftszentrum in Anwesenheit des israelischen Konsuls, eines jüdischen Geschäftsmannes, eines prominenten Rabbis aus Atlanta selbst und eines Reporters der New York Times. Ein Beobachter schrieb mir: “Am meisten erstaunten mich die Kommentare des Rabbiners. Er erklärte zwar, kein Zionist zu sein, sagte aber (wir haben seine Aussage auf Band), dass es seiner Meinung nach das ultimative Ziel der Schaffung Israels sei, die Kontrolle der Weltmacht und des Weltvermögens dort zu vereinen. Die Juden werden letztendlich die Weltregierungen stürzen und dann die Weltführungspositionen untereinander aufteilen. Das wird, so meint er, in wenigen Jahren passieren”.

Am anderen Ende der Welt, in Russland, schrieb der jüdische Anhänger von Scharons ultranationalistischer Jabotinskybewegung “Eliezer Dacevich-Voronel”, der sich selbst als Universitätsprofessor bezeichnet, ein Gedicht: “Wir, die Auserwählten sind vereint durch den Hass auf die Sklavenstämme, die aufstiegen, unsere Vorfahren entthronten und unseren Gott zurückwiesen. Einst kanntet Ihr Euren Platz in der Welt: “ein Schwein muss in seinem Stall bleiben”. Ihr habt rebelliert und uns dazu gezwungen, Euch zu dienen, doch nun ist Euer Ende nahe. Wir sind Eure Herren. Ihr seid unsere Sklaven. Das ist Gottes Plan. Bald schon wird unsere Sonne wieder aufgehen und die Sklaven werden ihr Licht nicht ertragen können. Und dann wird der Herr meines Volkes im Himmel erscheinen während wir, die Dutzende von Dutzenden von Tausend (also 144 000) von Auserwählten im grossen Amphitheater sitzen und den mitleiderregenden Einzug von Seelen in ihr Paradies mitansehen. Mit Gottes Wille werden wir es Auschwitz nennen”.

Sie sprechen sogar davon, den König Antichrist genetisch wiederauferstehen zu lassen. Der brilliante Aussenseiter Dr. Avi Ben Abraham scheint der Mann hinter diesem Projekt zu sein. Dieser ungewöhnliche Mann kehrte neulich nach Israel zurück, nachdem er einige Jahre in Kalifornien verbracht hatt,e wo er an einem an Star Trek anmutenden Tiefkühlprojekt für schwerreiche Juden arbeitete. Der steinreiche Ben Abraham baute sich einen Palast in Caesarea an der Mittelmeerküste, etwa fünfzig Kilometer nördlich von Tel Aviv und kontaktierte den italienischen Experten der Gentechnik Dr. Severino Antinori. Ben Abraham, der seinen Doktortitel der Medizin im unerhörten Alter von 18 Jahren erhalten hatte, deutete seine Pläne in einem Interview mit dem Haaretz an. Vor einigen Tagen wurde seinem Projekt ein wenig wohlwollende Aufmerksamkeit gewidmet von The New York Daily News, der Zeitung von Mortimer Zuckerman, einem jüdischen rassistischen Millardär und Vorsteher der Conference of Jewish American Organisations.

Die Männer des Hasses und der Rache sind bereit, den magischen Ring der Macht, den Tempelberg an sich zu reissen, die Herrschaft des Antichristen zu verstärken und weiterzuführen. Doch auf Grund des mittelalterlichen Verbots Issur Homah kann dies nicht durch brutale Gewalt geschehen. Vorzeitiges Handeln könnte nach hinten losgehen. Ein jüdischer religiöser Anführer aus Brooklyn, Lubavitcher Rebbe, wurde von seinen Anhängern als der potentielle Messias angesehen und darum kam er niemals ins Heilige Land. Er fühlte sich nicht dazu bereit, die Mächte zu konfrontieren. In der Zwischenzeit halten die Palästinenser diese religiösen Fanatiker in Schach. Scharon und seine Bande von verrückten Gläubigen versuchen sich daran, sich das Orienthaus anzueignen, ein Husseini Gebäude in Jerusalem. Wenn dies stillschweigend toleriert wird, sind sie dem Ring der Macht einen Schritt näher gekommen.

V

Der russische Schriftsteller Eugene Zamyatin, der Gewissensforschung betreibt, verfasste eine kurze Fabel, die als Grundlehre gelten sollte. Es ist die Geschichte eines Mannes, der einen Tempel erbauen möchte, aber kein Geld dafür hat. Er lauert einem Kaufmann auf der Handelsstrasse auf, foltert ihn zu Tode, stiehlt ihm sein Vermögen und erbaut damit den Tempel. Er lädt einen Bischof, viele Priester und auch Leute aus dem Volk ein, doch nach kurzer Zeit schon verlassen sie die Kirche: der Ort stinkt nach Mord. Man kann einen Tempel nicht auf dem Blut Unschuldiger erbauen. Ein älterer Zeitgenosse Zamyatins, ein jüdischer Denker aus Odessa, der “spirituelle Zionist” Ahad HaAm, kleidete dies in einfache und wunderschöne Worte: “Wenn das der Messias sein soll, dann will ich sein Kommen lieber nicht erleben”.

 


[1] 8. August 2001

[2] Rebecca Elsewit siehe App. 1

[3] in der Mechilta heisst es “tov shebagoyim harog”, was soviel heisst wie “tötet die Besten unter den Nichtjuden” (14:7; vgl. Soferim Kapitel 15:10)

 

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