Gibsons Passion
Von Israel Adam Shamir
Drei unglaubliche Tage zogen in Jerusalem
vorbei. Freitag Nacht trugen Begräbnisprozessionen das
Leichentuch des Herrn von der kleinen alten Kirche von St. Jakob
heraus in den Eingangshof des Heiligen Grabes. Gestern strömten
Zehntausende von einheimischen Christen und Pilgern in das große
Gebäude des Heiligen Grabes, um das jährliche aber immer neue
und erstaunliche Wunder des Heiligen Feuers zu feiern, das aus
dem Grabe Christi kommt. Es ist ein wunderschönes und farbiges
Fest, wenn Prozessionen aus verschiedenen Gegenden hinein- und
herausmarschieren, während junge syrische und armenische Jungen
wilde und inspirierende Tänze voll von männlicher Kraft
aufführen. Nach Stunden der Gesänge und Gebete bricht das
Heilige Feuer aus dem leeren Grab empor, um uns an diesem
furchterregendsten Samstag des Jahres zu ermutigen, dem Samstag,
als der Herr tot war. Während diesem gottlosen Samstag,
bekämpfte Christus die Pforten der Hölle und das Ergebnis war
alles andere als klar. Das Heilige Feuer war ein Zeichen des
Lebens aus dem Grab. Und mit dem Sonnenaufgang am Ostersamstag
kam ein schöner Tag, ein Tag neuer Hoffnung und eines neuen
Versprechens.
Dieses Jahr war die Altstadt von Jerusalem
voller CDs und Videos des großen modernen Passionsspiels von Mel
Gibson. Es wurde auch halbprivat in Hotels und Clubs vorgeführt,
da kein Kino im jüdisch kontrollierten Palästina es zeigen
wollte. Es gab keinen klaren Grund, da die Vernunft geht. Die
Passion von Gibson ist seinem Braveheart ganz
ähnlich; beide Filme enthalten lange und herzerreißende Szenen
von Folter, Prügel und Qual. Aber kein Engländer hatte etwas
dagegen, dass Braveheart aufgeführt wurde und behauptete,
es würden anti-englische Gefühle erweckt. Die Passion erinnert
auf eine Art sogar an The First Blood, aber kein Polizist
versuchte, Rambo zu stoppen, weil er Hass gegen Polizisten
schüre. Wenn die Juden eine ethnische Gruppe wären, wären sie in
der Lage, die Passion so leicht anzuschauen, wie die
Engländer Braveheart ansehen. Tatsächlich hatte unser
Freund Gilad Atzmon recht: Juden sind keine Christusmörder, nur
die, die sich mit den Mördern von Christus identifizieren.
Für die Palästinenser ist diese
Geschichte eines freundlichen palästinensischen Mannes, der
gequält und ermordet wird von brutalen Doppelgängern der
israelischen Grenzpolizei unter den Schreien von „Yiztalev“,
„Kreuziget ihn“, eine Geschichte aus ihrem täglichen Leben, die
auf die Ebene des Glaubens gebracht wurde. Und sie können
Erleichterung und Hoffnung finden in ihrer Botschaft der
Auferstehung. Für die eingewanderte „jüdische“ Bevölkerung von
Palästina gibt es eine schlichte Botschaft: identifiziert euch
mit Christus, nicht mit seinen Mördern.
Übersetzung: Friederike Beck
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